Green Factory

Unsere waghalsigste Reise führte uns nach Tschechien

Ein optimistisches Tourwochenende war geplant. Wir befanden uns in Ostdeutschland und klapperten wie wild unsere geplante Location-Liste ab. Positive Denke beim Planen hat den Optimismus vorangetrieben, mit der Tour selbst kam dann die Ernüchterung. Viele Fails. Graffitis, Zerstörung, fehlende Zugänge und schrottige Anblicke zerrten an unseren Nerven. Die spontane Entscheidung, den Kurs zu wechseln und nach Süd-Osten weiterzufahren Richtung Tschechien fiel also nicht schwer, frei nach dem Prinzip „Ganz oder Garnicht“.

Das eigentlich ganz gute Wetter in Sachsen ließ längst nicht erahnen, auf was wir uns an diesem Tag einließen! Es war zwar durchweg ein kalter Tag, doch Sonnenstrahlen versüßten das wertvolle Tageslicht. Wir planten das Navi um und setzten alles auf eine Karte, genauer gesagt auf einen Pin unserer Karte, auf die Green Factory.

Der Weg zum Industriekoloss führte uns durch beliebte Skiegebiete nahe der Grenze. Hier begann  von Höhenmeter zu Höhenmeter sich der Schnee zu haufen. In den Berglandschaften mussten wir ständig stoppen, dass die Massen an Schneebegeisterten die Straßen überqueren konnten. Es zerrte an unseren Nerven, denn das Licht rannte mit der Zeit davon.

Kurz vor Ankunft und nach stundenlanger Fahrt im hohen Schnee lagen unsere Nerven blank. Wir waren kurz vorm Aufgeben als wir das Areal endlich erreichten. Um uns herum meterhoch Schnee, doch es war längst zu spät zum Umkehren. Die Industrieanalge lag auf einem Berg, ein riesiger Parkplatz erstreckte sich vor dem sehr löchrig eingezäunten Gelände. Die Freude war groß und wir waren bereit aus dem Auto zu steigen und uns die Beine zu vertreten. WOW, damit haben wir nicht gerechnet! Der Wind peitschte den Schnee so sehr am Auto vorbei, dass wir es kaum schafften die Türen zu öffnen. Noch im Auto entschieden wir uns für Handschuhe, Mütze und eine zusätzliche Jacke. Ab hier trennte uns eigentlich nur noch ein kleiner Fußmarsch zum offenen Zaun.

Fast blind vor Schnee und Wind wanderten wir mit unserem Gepäck zur ersten Nische. Besonders sicher konnte man sich hier jedoch nicht fühlen. Uns war von Anfang an klar, dass dieser Besuch ein Spiel mit unserem Leben war. Bei solch einem Unwetter unter wackelnden Blechdächern und maroden Stahlkonstruktionen zu balancieren ist durchaus lebensmüde. Doch wie so oft siegte der Gedanke über den zurückgelegten Weg gegenüber dem Verstand. In der Haupthalle angekommen, staunten wir nicht schlecht.

Seht selbst, was wir gefunden haben:

Unser erster Pin in Tschechien sollte zugleich waghalsig und atemberaubend sein. Die Halle war voller Details. Wir haben stunden darin verbracht und mal wieder ganz vergessen, wie gefährlich die alten Konstruktionen doch sind. Wir spielten mit all unserem technischen Schickschnack und fotografierten und filmten jeden Winkel. Für uns ein gefundenes Fressen. Und wieder stellt sich die Frage, was mit diesem Ort geschehen ist. Wie kann man solch riesige Anlagen zurücklassen. Wieso überlässt man den gesamten Inhalt dieser Arbeitsstätte sich selbst?

Es sind wieder diese großen Fragen, die unser Gefühl während dem Erkunden untermalen. Es sind die Spekulationen, die den Spaziergang durch die Halle so spannend machen und die Geschichten die sich vor dem inneren Auge abspielen, wenn wir die Treppen auf und ab gehen. Schließlich blieben wir so lange in der Anlage, bis unsere Hände fast zu Eiszapfen gefroren waren. Draußen dämmerte es schon, als wir die Spuren unserer Sicherheitsschuhe im Schnee wieder zurückverfolgten bis zum Auto.

error: Content is protected !!